Warum ich vim zum Schreiben verwende


Disclaimer: Jahaaa, ich weiß vom ewigen Streit zwischen vim- und emacs-Usern, was denn nun der bessere Editor sei. Ich kann dazu keine Stellung nehmen, weil ich nie mit emacs gearbeitet habe – ich habe vor ein paar Jahren vim kennen gelernt und bin dabei geblieben. Also, liebe emacs-User: Dieser Artikel geht nicht gegen Euch! Vielleicht gilt vieles vom unten Geschriebenen analog für emacs.*

Es ist wahrscheinlich vielen schon aufgefallen: Ich verwende für alles und jedes, wo ich kann, vim. Warum gebe ich mich mit diesem Dinosaurier von Software ab? Und warum schreibe ich nicht einfach in Word bzw. LibreOffice?

Nun, zunächst: vim ist zwar alt (vi wurde ab 1976 entwickelt, vim wurde 1988 zuerst präsentiert – vgl. WP: Vim), aber nicht antiquiert – die letzte Version ist 2013 erschienen. Und es gibt immer noch eine Community, die Plugins für diesen Editor schreibt. (Wie das, mit dem ich jetzt gerade via vim blogge. Cool, oder?)

An vim mag ich vier Dinge. Zum einen: Keine Menüs, keine Buttons – keine Ablenkung. Menüs zu bedienen, fällt mir manchmal schwer, ich finde dann den richtigen Eintrag nicht, auch wenn er vor meiner Nase steht. In einer Buttonleiste den richtigen Button zu finden, ist dasselbe Spiel. Da fällt es mir leichter, mir die wenigen Befehle einzuprägen, die ich wirklich tagtäglich brauche. Ich arbeite ohnehin viel lieber mit der Tastatur als mit der Maus.
Zum zweiten, und das macht vim für mich attraktiver als Fullscreen-Editoren wie DarkRoom, WriteRoom, PyRoom und wie sie noch heißen, habe ich mätchtige Tastaturbefehle, ohne dass ich Dinge mit der Maus (oder per Umschalt+Pfeiltaste) markieren müsste. Schnell mal bis zum Ende der Zeile löschen? Ein oder zwei Tastendrücke. Genau fünf Zeilen verschieben? Eine Eingabe von ein paar Ziffern und Zahlen und Enter. Wortzählung? Zwei oder drei Tastendrücke.
Drittens mag ich die Abwesenheit von Formatierungsoptionen. Erstmal die Formatierung meinen Vorstellungen anzupassen, ist eine meiner liebsten Prokrastinationsfallen, wenn ich mit Textverarbeitungs-Programmen arbeite. Ich mag es, mich beim Schreiben ganz auf die Sprache konzentrieren zu können, ja, gezwungen zu sein, Dinge eben nur mit sprachlichen Mitteln auszudrücken, nicht mit typographischen. „Hübsch machen“ kann ich den fertigen Text später auch noch, wenn ich will, soll oder muss.
Und viertens ist vim ungemein schnell – auf meinem Desktop macht das vielleicht keinen Unterschied, sehr wohl jedoch auf meinem in die Jahre gekommenen Netbook.

Als Dateiformat ziehe ich für meine Texte zumindest intern Markdown vor, bei Bedarf wandelt Pandoc das für mich in alle möglichen Formate um – egal ob .docx, HTML oder LaTeX gewünscht wird. Briefe schreibe ich in LaTeX und bin dort schnell von TeXMaker zu vim übergegangen. Für die Rechtschreibkorrektur verwende ich aspell.

Dann und wann gibt’s Dinge, für die ich LibreOffice Writer verwende, aber nicht sooo sehr viele. Insgesamt fühle ich mich mit vim schneller und produktiver.