Bewerb-O-Mat: Mit Faulheit und Hirnschmalz das Bewerben einfacher machen – ins Unreine gedacht.

Camilla/ Mai 4, 2014/ Allgemein

Letztens stieß ich auf einen Bericht über einen findigen Arbeitslosen, der mit C++, einer XML-Datei und einer Office-Serienbrief-Funktion automatisch Bewerbungen in schwindelerregenden Stückzahlen generiert.

Nun bin ich skeptisch über die Erfolgsaussichten einer derart generierten Bewerbung, ich halte auch nichts vom Paradigma „Viel hilft viel“ und erst recht will ich mich nicht auf jeden beliebigen Job bewerben.

Aber es gibt beim Bewerben durchaus Dinge, die mir stupide vorkommen, immer dieselben sind und die ich automatisieren könnte. Ich denke da ans Übernehmen von Adressen, AnsprechpartnerIn, Jobbezeichnung, Referenznummer etc. … – viel nervige Copy & Paste-Arbeit. So etwas könnte ein Skript doch prima machen.

Ich denke mal ins Unreine, was ich aus dem Beispiel im ersten Absatz ziehen könnte. Zuerst meine Modifikations-Wünsche:

  • Ich möchte gerne auch andere Quellen als die Arbeitsagentur heranziehen, etwa monster.de, stepstone.de und eventuell noch einige andere Jobbörsen. Deren Jobangebotsformat ist ja nicht homogen. Entweder ich müßte meine Regex-Magie noch einmal auf ein ganz neues Niveau heben, oder ich muß meine Datenbank manuell führen.
  • Ich möchte nach wie vor meine Stellenangebote händisch sichten. Zumindest wenn ich keinen Vermittlungsvorschlag habe, auf den ich mich bewerben muß, will ich mich nur auf Stellen bewerben, die irgendwie passen und für mich auch attraktiv sind. Das spricht auch für eine manuell geführte Liste bzw. Datenbank.
  • Weite Teile, wenn nicht den gesamten Lebenslauf, lasse ich unverändert. Aber das Anschreiben wird je nach Stelle stark modifiziert. Allein der Arbeitsort sorgt ja für einen markanten Unterschied bezüglich der Frage, wann ich anfangen könnte, aber ich will ja auch auf die Stelle abgestimmt angeben, warum mich das Angebot anspricht und was der Arbeitgeber von mir hätte.
  • Ich nutze für meine Anschreiben und den Lebenslauf LaTeX. Im Prinzip müßte das sogar von Vorteil sein, da LaTeX-Code ja als String von einer Programmiersprache bearbeitet werden kann.

Was sollte das Programm also tun?

  • Aus einer Datenbank Felder in ein LaTeX-Dokument einsetzen. Müßte mit ein wenig Python ohne weiteres gehen, im Grunde ist das eine nicht sonderlich komplexe String-Operation, lediglich die Interaktion zwischen Python und einer Datenbank muß ich lernen (und überhaupt meine bescheidenen Python-Kenntnisse aufpolieren). Welche Art von Datenbank? Weiß ich noch überhaupt nicht; Hauptsache, sie arbeitet gut mit Python zusammen. Vielleicht reicht ein Tabellen-/Listenformat.
  • Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse und ggf. Arbeitsproben zu einem pdf-Dokument zusammenfügen. Das macht pdfjam.
  • Mindestens das Anschreiben durch eine Rechtschreibprüfung jagen, bei der ich manuell entscheiden kann, ob ich eine Schreibweise behalte. Dafür habe ich mit aspell schon gute Erfahrungen gemacht.
  • Aus dem LaTeX-Dokument einen bestimmten Textblock extrahieren (nämlich den Brieftext des Anschreibens) und den in den Body Text einer Mail einfügen, die dann allerdings nicht automatisch abgesendet wird, sondern von mir händisch editiert werden kann. Ferner soll das Bewerbungsunterlagen-PDF der Mail angehängt werden. Wie das gehen könnte, weiß ich noch nicht.
  • Schön wäre, wenn mir mein Programm danach auch gleich eine Liste im Format, das die Arbeitsagentur gerne haben will, ausspuckt bzw. die soeben geschriebene Bewerbung einer solchen Liste anhängt, und sei’s im CSV-Format (gerne zusätzlich als ansprechend formatiertes LaTeX-Dokument, zum Beispiel in der scrrprt-Dokumentenklasse, vielleicht samt ansprechendem Anschreiben vorneweg). Da wäre auch denkbar, wieder mit einer Datenbank zu arbeiten. Wie bei Punkt eins gilt: Welche Art von Datenbank, ist erst einmal egal. Vielleicht reicht ein Tabellen/Listenformat.

Als Arbeitsschritte für mich blieben also: Angebote sichten, ggf. in die Datenbank einpflegen (weiterhin ein stupider Part), sinnvollen Text ins Anschreiben schreiben, ggf. den Lebenslauf anpassen, die E-mail bearbeiten, überprüfen und absenden, schließlich die fertige Bewerbung erfassen. Zwischendrin möchte ich mir auch gerne das Anschreiben als pdf anschauen oder gar drucken – manches Korrekturwürdige fällt mir nur im pdf oder gar im gedruckten Zustand auf – und dann evtl. weiterbearbeiten.

Dann bleibt da noch die Nachverfolgung der Bewerbungen. Das mache ich bisher in einer OpenOffice-Tabelle; dort werden nicht nur Daten wie Firma, Jobtitel und Datum der Bewerbung erfaßt, sondern auch, ob und wann ich im Vorfeld mit der Firma telefoniert habe, eventuelle Antworten, wann ich zu einem Vorstellungsgespräch fahre, welche Kosten mir entstanden sind und wer sie mir ggf. erstattet hat.

Ich bin jetzt noch nicht bei der Weisheit letztem Schluß angelangt – mal sehen, was mir in einer oder zwei Wochen noch als sinnvoll genug erscheint, weiteren Hirnschmalz zu investieren. Vielleicht automatisiere ich ja erst einmal einzelne Schritte, bevor ich das vollautomatische Luxus-„Bewerbung auf Knopfdruck“-Programm habe. Und vielleicht sind diese Einzelskripte dann schon sinnvoll und bringen mir was – ganz abgesehen vom Lerneffekt und der Befriedigung, mal wieder ein Puzzle gelöst zu haben.

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