Seminare besuchen – wann lohnt sich das?
Welche Universitätsseminare ich besuchte, habe ich im Studium vor allem nach pragmatischen Gesichtspunkten entschieden: oft blieben im Puzzlespiel zwischen zwei Fächern, Veranstaltungen an mehreren Universitäten und wechselnden Brotjobs nur wenige Optionen übrig. Und von diesen wählte ich dann meist das Seminar, dessen Thema mich mehr interessierte.
Wann aber lohnt es sich, ein Seminar zu besuchen, das nicht Pflicht ist und vielleicht neben der Investition in Zeit auch noch Geld kostet? Zweifellos nicht immer: Manche Fähigkeiten kann man sich leicht selbst aneignen, z.B. aus Büchern oder aus dem Internet lernen.
Die Zeit und eventuell das Geld zu investieren, lohnt sich indessen, wenn
- man einen schnellen Einstieg in ein Thema braucht und sich rasch Grundlagen aneignen muß,
- man allein nicht “reinkommt” – so ging es mir mit Excel, erst in einem Kurs an der ZEDAT begriff ich, wozu dieses Programm gut ist und wie es funktioniert;
- es hilft, die theoretisch angeeigneten Kenntnisse gleich zusammen mit anderen praktisch zu erproben, z.b. beim Lernen von Fremdsprachen, oder
- es um ein Thema, eine Fertigkeit, geht, die sogar nur in der Interaktion mit anderen zu lernen ist, ob das nun Dirigieren, Ensemblemusik, Gesprächsführungstechnik oder ein Teamsport ist. Nicht zuletzt gibt einem ein Seminar oft auch Impulse, die man nicht erhielte, wenn man ganz allein vor sich hin lernt. Zum Glück muß man heute auch nicht mehr immer physisch anwesend sein: Webinare oder Trainings am Telefon machen gemeinsames Lernen auch auf Distanz möglich.
- Meiner Erfahrung nach ist gegenüber dem autodidaktischen Lernen der Zeitgewinn durch ein gut gestaltetes Seminar auch nicht zu vernachlässigen. Zwar investiert man erst einmal einige Stunden, einen Tag oder auch ein Wochenende. Sich Recherchetechniken, Bibliotheksnutzung, die Bedienung von Word oder Zeitmanagement auf diese Weise anzueignen statt in kompletter Eigenregie, zahlt sich sehr bald aus – gerade, wenn man es eilig hat.
- Was gute Lehrveranstaltungen, ob Universitätsvorlesung oder betriebliche Weiterbildung, kennzeichnet, darüber habe ich mir auf imgriff.com schon Gedanken gemacht: Müssen Vorlesungen immer langweilig sein?
Bisher habe ich in meinem gesamten Leben nur an einer sehr überschaubaren Zahl an Seminaren teilgenommen.
In meinem Studium gab es byDesign nur Vor-Kopf Vorlesungen und Übungen, bei denen eine aktive Mitarbeit meistens nicht wirklich vorgesehen und erwünscht war. Die wenigen Veranstaltung in meinem Studium, die man als Seminar einstufen könnte, waren von der Qualität sehr unterschiedlich.
Ob ein Seminar gut und lohnenswert ist, scheint mir vor allem von drei Dingen abzuhängen: dem Thema, dem Seminarleiter und der Seminar-Idee.
Nicht jedes Thema macht in einem Seminar Sinn. Aber das hat auch mit dem Anspruch zu tun, den man an das Seminar hat: will mein eine solide Einführung haben, oder nachher alles können?
Der Seminarleiter sollte auf die Teilnehmer eingehen können und an echter Kommunikation auf Augenhöhe bereit sein. Leider gibt es da immer wieder Leute, die entweder nur ihr Programm durchziehen, oder die sich nur als großer Zampano präsentieren wollen.
Das hat aber auch mit der Seminar-Idee zu tun. Was manchmal unter dem Namen Seminar angeboten wird, ist eher eine Vortragsreihe oder Dozierstunde, denn eine echte Erarbeitung des Themas.
Man sollte sich auch jeden Fall ein wenig umhören und Informationen über das Seminar sammeln: was für Erfahrungen haben andere gemacht und wie bewerten sie die obigen 3 Punkte?
Doch ein Restproblem bleibt: „jeder Jeck is anders“, würde man hier im Rheinland sagen: was der eine als gutes und lohnenswertes Seminar empfindet, kann für den anderen absolute Zeitverschwendung sein.
Grundsätzlich würde ich aber auch sagen: je exotischer das Thema ist oder je weniger anderer Möglichkeiten es gibt, an die gleichen Informationen zu kommen, desto potentiell lohnenswerter ist der Besuch eines Seminars.
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