Gezielt entspannen: Den Streß abschalten
Erfüllende Hobbies sind ein gutes Gegengewicht zu Streß im Studium oder im Beruf; manchmal aber hat man entweder keine Zeit dafür oder der Entspannungsfaktor durch angenehme Beschäftigung reicht nicht ganz, um einen vom Streß herunterzubringen. Im Unterschied zu gewöhnlichen Freizeitaktivitäten bin ich beim gezielten Entspannen ganz bei mir und ganz im Augenblick. Auch bei einer angenehmen Beschäftigung bin ich mit etwas „außer mir“ beschäftigt, und gerade „Ablenkung“ geht mit gehörigem „geistigem Hintergrundgeräusch“ vonstatten. Mich von einem stressigen Alltag abzulenken, ist in etwa so, als würde ich versuchen, Baustellenlärm durch laute Musik zu übertönen. Entspannung dagegen heißt für mich zu sich selbst kommen. Wenn ich meditiere (meine bevorzugte Methode, mich zu entspannen), trete ich quasi einen Schritt zurück und gehe auf Abstand zu meinen alltäglichen Gedanken.
Der Unterschied zur Selbstreflektion, die stattfindet, wenn ich mich mit meiner Planung auseinandersetze, etwa bei meiner täglichen Arbeitsplanung und oder dem Wochenrückblick, liegt in den Worten „Hier und Jetzt“. Beim Rückblicken und Planen befasse ich mich mit Vergangenheit und Zukunft. Auch ist diese Planung oft mit pragmatischen und organisatorischen Fragen, mit To-Do-Listen, Gedanken über Orte und Aktivitäten verbunden. In der Entspannung dagegen geht es um das Nicht-Tun, um das Sein im Augenblick.
Es gibt eine ganze Reihe Entspannungstechniken. Manche davon sind einfach zu lernen, manche etwas komplexer, und mit welcher man gut loslassen und vom Alltag herunterkommen kann, ist eine Sache des persönlichen Geschmacks und der Veranlagung. Im folgenden einige (unvollständige) Beispiele:
Meditation Bei diesem Stichwort denken viele wahrscheinlich zuerst an Indien oder an den Buddhismus. Meditation kann als spirituelle Übung praktiziert werden, aber auch als reine Entspannungsübung. Ich empfehle dazu das Buch „Einfach meditieren“ von Clark Strand, eine sehr simple und aufgeräumte Einführung ins Thema.
Geführte Meditationen („Phantasiereisen“) Wem das stille Dasitzen bei der klassischen Meditation zu dröge ist, der findet vielleicht an geführten Meditationen Gefallen. Hier „führt“ ein Erzähler den Zuhörer durch Vorstellungen in die Enspannung, was gerade für Anfänger sehr angenehm sein kann. Es erfordert allerdings die Bereitschaft, sich darauf einzulassen und sich der führenden Stimme anzuvertrauen. Bei manchen Phantasiereise-CDs erklingt im Hintergrund Entspannungsmusik; ich kenne Leute, die auf diese Musik aggressiv reagieren. Vor dem Kauf Probehören ist also Trumpf.
Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson Die Progressive Muskelrelaxation geht die Sache über den Körper an. Bewußt werden einzelne Muskeln oder Muskelgruppen angespannt und wieder losgelassen, was eine tiefere Entspannung ermöglicht als mit der reinen Entspannung.
Autogenes Training Das Autogene Training ist ein ganzer Komplex verschiedener Übungen, die auf Autosuggestion beruhen – etwa die Vorstellung, daß die Gliedmaßen schwer und warm sind. Mit zunehmendem Training ist damit immer leichter eine willentliche Enspannung möglich.
Feldenkrais Hier erreichen wir das Territorium der meditativen Bewegungspraktiken. Die Bewegungsarbeit nach Moshe Feldenkrais verfolgt eigentlich das Ziel, in Sachen Bewegung zu schulen, und zwar in dem Sinne, daß man ineffiziente, unphysiologisch anstrengende Bewegungen durch effizientere, gesündere ersetzt. Da diese Bewegungsschulung aber sehr langsam und achtsam vonstatten geht, hat sie auch einen sehr entspannenden Effekt.
Entspannungstechniken sind Übungssache und müssen, damit sie ihre ganze Wirkung entfalten, regelmäßig geübt werden, bestenfalls zur Gewohnheit werden. Auch hier gilt: ’nicht anstatt, sondern zusammen mit anderen erfüllenden Freizeitaktivitäten‘ heißt der Königsweg. Es braucht auch nicht jeder diese ruhige Art der Entspannung; manchen bringt vielleicht ein körperlich und geistig forderndes Kampfkunsttraining mehr als alle Meditation. Körper, Geist, Seele, Soziales und der Spaß am Leben wollen ins Gleichgewicht gebracht sein.