Mehr als Korrekturlesen: Vier Schritte zur Endredaktion eines Textes
Wer anfängt mit dem wissenschaftlichen Schreiben, stellt sich den Produktionsprozeß oft reichlich simpel vor: Hinsetzen, Literatur beschaffen, Lesen, Text schreiben, korrekturlesen, drucken, abgeben. Unter „Korrekturlesen“ wird oft nur die Verbesserung von Rechtschreibung und Grammatik, vielleicht auch noch von Formulierungen verstanden.
Der produktive Prozeß ist jedoch wesentlich differenzierter und individueller. Ich gehe in diesem Artikel nur auf den letzten Teil, den Überarbeitungs- bzw. Redaktionsprozeß, ein; die anderen Phasen sind mir jeweils einen eigenen Artikel wert.
Der Überarbeitungsprozeß beginnt, wenn ich den alles Inhaltliche in einen Rohtext gegossen habe. Der Text ist zu diesem Zeitpunkt oft noch reichlich holprig, „Kraut und Rüben“. Um ihn zu ordnen und zu glätten, gehe ich in vier Schritten vor:
- Vollständigkeit: Ist der Text inhaltlich vollständig, habe ich alles Wichtige untergebracht?
- Konsistenz/Widerspruchsfreiheit: Widerspreche ich mir irgendwo oder ergeben meine Aussagen ein logisches Gefüge?
- Stimmige Reihenfolge und Übergänge: Stehen alle Teile in der richtigen Reihenfolge? Muß ich eventuell die Gliederung noch einmal umstrukturieren? Leite ich meine Leser gut von einem Teil in den nächsten?
- Sprachliches und Formales: z.B. Satzbau, Formulierung, Rechtschreibung, Zeichensetzung, Formatierung, Überprüfung der Literaturhinweise.
Vier Augen … sehen bekanntlich mehr als zwei. Im studentischen Leben findet sich aber selten jemand, der einem in so umfangreichem Maß zur Seite stehen kann und Fachkenntnisse mitbringt. Fachkompetenz ist aber nicht immer unbedingt vonnöten, es sei denn, man braucht gleichzeitig eine fachlich-inhaltliche Überprüfung. Dafür wirkt das Vier-Augen-Prinzip der Betriebsblindheit entgegen, die sich nahezu unweigerlich einstellt, wenn man längere Zeit, möglicherweise unter großem Druck und sehr intensiv mit einem sehr speziellen Thema befaßt ist. Wer sich also einen bereitwilligen Freund als Lektor sichern kann, sollte das unbedingt tun.
Vorarbeiten Bei einigen Dingen halte ich es für sehr sinnvoll, sie vom Beginn der Arbeit an im Blick zu haben, am besten sich von den ersten Semestern an ein durchdachtes Konzept anzugewöhnen:
- Eine konsistente Zitierweise und
- ein System, das einem erlaubt, über die verwendete Literatur einen Überblick zu behalten, beides am besten zu bewerkstelligen über die Einrichtung einer zuverlässigen und bequem zu bedienenden Literaturverwaltungssoftware.
- Häufig benötigte Formatvorlagen, die dem Usus am Institut/des Dozenten/allgemein üblichen Standards entsprechen, herzustellen und von Anfang an zu verwenden.
Achtung allerdings: Die richtigen Zitierregeln zu finden, Literaturverwaltung zu konfigurieren und Formatvorlagen herzustellen, können Zeitfresser sein – und klassische Ablenkungs- und Aufschiebefallen. Im Zweifelsfall hilft hier strikte Zeitbegrenzung.