Selbstbeobachtung als Grundlage der Planung

Camilla/ Juli 24, 2008/ Werkzeugkasten, Zeitmanagement

In den letzten Jahren meines Studiums führte ich ein Arbeitstagebuch, in dem ich festhielt, was ich wann an welchem Ort gemacht habe, mit ein, zwei Worten zum Gefühl dabei und zur Zufriedenheit. Das half mir erstens gegen das „Ich hab gar nix getan!“-Gefühl und zweitens konnte ich damit feststellen, wann und wo ich am besten arbeite, wieviel Arbeitszeit ich realistischerweise in einem Tag unterbringen kann, ohne mich kaputtzumachen, was wieviel Zeit in Anspruch nimmt und welche Arbeiten ich tendenziell am längsten vor mir herschiebe – also zusammenfassend: es erlaubte mir, mein Arbeitsverhalten zu analysieren und dementsprechend auch realistischer zu planen.

Ein anderer Weg zur Selbstbeobachtung ist das farbige Tagesprotokoll. (Diese Methode habe ich von Roland Hahne gelernt.) Dazu benutze ich eine Tabelle (leicht in Excel, OpenOffice oder Google Docs anzufertigen), die je ein Feld für die 24 Stunden des Tages hat, mit sieben Spalten (eine pro Wochentag), und vier bis fünf farbige Stifte. Wo die Woche anfängt, muß jeder selbst entscheiden, auch, ob der Tag für einen um 0 Uhr, um 6 Uhr oder zu einer ganz anderen Tageszeit anfängt. Für jeden Lebensbereich wählt man eine Farbe.

Meine Farben waren die folgenden:

  • Rot – Lebensnotwendiges (Einkaufen, Essen, Körperpflege…)
  • Blau – Schlaf
  • Grün – Studium (ich wandte diese Methode in einer schwierigen Phase meines Studiums an)
  • Braun – Erwerbstätigkeit
  • Gelb – Freizeit

Wegzeiten zählten jeweils in den Lebensbereich, mit dem die Tätigkeit, die am Zielort ausgeführt wird, zu tun hatte, also der Arbeitsweg zum Bereich Erwerbstätigkeit.

Mindestens am Abend, besser zwei- oder dreimal täglich trägt man dann mit den entsprechenden Farben ein, wie man die Zeit verbracht hat, indem man einfach die Fläche ausmalt, die zur jeweiligen Zeit gehört.

Um auch noch die Zeitqualität festzuhalten, gibt es folgende Qualitätsabstufungen:

  • Voll ausgemalt: So soll’s sein. Ich bin voll zufrieden mit dieser Zeit.
  • Schraffiert: Nicht so gut. Ich bin nicht so zufrieden damit.
  • Nur umrandet: Total unzufrieden.

Mit dieser Art des Protokolls wird die eigene Rhythmik schnell anschaulich, man erkennt auch, zu welchen Zeiten man tendenziell produktiver ist, in welchem Lebensbereich es „rund“ läuft und wo es hakt.

Wozu diese Selbstbeobachtung? Manchmal hängt es an ganz anderen Stellen, als man vorher vermutet hat. Einfaches Beispiel: Vielleicht bin ich unzufrieden mit meiner Leistung am Nachmittag und sehe auf meinem Protokoll dann, daß ich mir gar keine Mittagspause gönne. Oder vielleicht habe ich gefühltermaßen zu wenig Freizeit, bin aber in Wahrheit gar nicht mit der Quantität unzufrieden, sondern mit der Qualität. An einem guten Protokoll kann ich sehen, was ich eigentlich ändern will.

Vor allem aber hilft Selbstbeobachtung, eine Planung zu erstellen, die einem selbst gerecht wird und nicht irgendeinem abstrakten Ideal. Ich habe zum Beispiel eine Veranlagung zum Abendmenschen; versuchte ich aber einer verbreiteten Meinung gerecht zu werden, daß man morgens um neun Uhr am produktivsten ist, würde ich meinen persönlichen Rhythmus vergewaltigen und mich wundern, warum ich meinen Plan nach drei Tagen nicht mehr einhalte. Kenne ich dagegen meinen Rhythmus, kann ich ihn auch ändern – behutsam und in kleinen Schritten.

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