Produktives Spazierengehen


Der Schriftsteller Gerhart Hauptmann hatte in seinen späteren Jahren die Angewohnheit, ausgiebige Spaziergänge zu machen. Nach diesen diktierte er dann seiner Sekretärin einen neuen Teil des Textes, der gerade in Arbeit war. Er nannte diese Spaziergänge „Produktivspaziergänge“; offensichtlich ging die kreative Arbeit während des Gehens in seinem Kopf vor.

Ich habe mich von dieser Gewohnheit Hauptmanns während meiner Magisterarbeit zu meiner eigenen Form des Produktivspaziergangs inspirieren lassen. Ich suchte mir dazu ein leichtes Gelände, wo ich dem Boden nicht viel Aufmerksamkeit widmen mußte, vorzugsweise einen Park vor meiner Haustür. Sobald ich einigermaßen ungestört war, zückte ich das Handy, warf das eingebaute Diktiergerät an und sprach im Gehen meinen Textentwurf auf das Handy. Ich achtete dabei nicht auf Perfektion, es kam mehr auf den Fluß an, darauf, jede Idee „ins Unreine“ auszusprechen und weiterzuspinnen, egal wie salopp oder konfus. In Bewegung, in einer Umgebung außerhalb von Büro oder heimischem Arbeitsplatz und im freien Sprechen kommen ganz andere Ideen als am Schreibtisch und auf das Medium der Schrift beschränkt.


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